Alpencross 30.07.-06.08.
Tagesetappe 1: Die große Schlammschlacht
Oberstdorf-Wald am Arlberg | 59,3 km; 1713 HM
Nach langer Planung aber kaum Training geht in Oberstdorf unser Alpencross los. Unser Team besteht aus drei Personen, Thomas Brenner, Matthias Heckes und mir, Sascha Weckend. Zunächst geht es Richtung Talstation Fellhornbahn und dann hinauf zum Schrofenpass. Das letzte Stück müssen die Bikes geschoben und getragen werden. Durch tagelangen Regenfällen ist der Boden allerdings so aufgeweicht, dass man bei jedem Schritt bis zum Knöchel in Schlamm einsinkt. Nachdem wir uns den Schrofenpass hinaufgekämpft haben, müssen wir feststellen, dass eine Abfahrt nicht möglich ist. Entweder ist der Trail zu verblockt oder der Boden so tief, dass ein fahren unmöglich ist. Gegen 14 Uhr kommen wir total verdreckt in Warth an. Damit uns die Wirtin zum wohlverdienten Mittagessen überhaupt in ihre Wirtschaft lässt, müssen wir erst mal unsere Schuhe ausziehen und die Stühle mit Handtüchern auslegen.
Nach der Stärkung geht es zuerst in den Nobelskiort Lech und dann weiter über Zug hinauf zur Freiburger Hütte und dem Formarinsee. Auf dem Weg müssen wir dann noch eine ungeplante Pause einlegen, weil Herrn H. entweder das Essen oder das Wasser aus der Kuhtränke nicht so bekommen ist. Nach 2 Tabletten ist aber wieder alles Fit und es geht weiter nach oben. In der Zwischenzeit sind wir aber so geschafft und spät dran, dass uns kaum Zeit bleibt, die schöne Landschaft zu genießen. Auch hier stellt sich die Abfahrt wieder schwieriger als gedacht heraus. Das erste Drittel ist uns wieder zu verblockt und wir tragen und schieben unsere Bikes bergab. Das zweite Drittel ist dann ein eigentlich schöner Singletrail im Wald. Allerdings hat auch hier der Dauerregen seine Spuren hinterlassen und gerade wenn sich der Trail statt im Wald über offene Wiesen schlängelt wird es unfahrbar und man sinkt bis zum Trettlager ein. Das letzte Drittel ist dann eine Asphaltabfahrt über die wir zu diesem Zeitpunkt mehr als froh sind.
Im Tal angekommen geht es dann über Dalaas nach Wald am Arlberg wo wir für diese Nacht eine Unterkunft gefunden haben. Als wir ankommen ist es bereits halb Neun und wir sind mehr als geschafft. Zum Glück haben wir die perfekten Gastgeber erwischt und so organisieren sie für uns noch ein Abendessen und waschen uns unsere Klamotten. Am nächsten Morgen werden sogar noch unsere Bikes vom Herrn des Hauses von Schlamm befreit während wir noch frühstücken.
Tagesetappe 2: Kampf am Silbertaler Winterjöchl
Wald am Arlberg-Galtür | 53,3 km; 2168 HM
Heute geht es nur noch zu zweit an den Start nachdem Thomas aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. Von Wald am Arlberg geht es zunächst zurück nach Dalaas und von dort hoch auf den Kristbergsattel. Nach einer eher unspektakulären Abfahrt über Schotterwege kehren wir im Hasahüsli ein um uns für das Silbertaler Winterjöchl zu stärken.
Bereits die ersten steilen Kiesrampen lassen erahnen das es auch heute nicht einfacher wird wie gestern. Oben angekommen geht es zwar eben weiter aber auch hier ist es so stark verblockt und matschig, dass wir nur tragend und schiebend voran kommen. Bike-Genuss sieht anders aus. Nachdem wir das Silbertal endlich hinter uns gelassen haben nehmen wir den Anstieg zur Heidelberger Hütte in Angriff.
Die erste Hälfte können wir im Sattel hinter uns bringen doch danach müssen wir wieder unsere Bikes durch einen steilen, felsdurchsetzten Grashang tragen. Mit jedem Meter wird auch das Wetter schlechter und es zieht immer weiter zu. Als wir endlich an der Heidelberger Hütte ankommen sind sieht man keine 10 Meter mehr weit. Trotzdem wagen wir uns an die Abfahrt. Diese geht wieder über Schotterwege oder Asphalt. Das ist zwar wenig aufregend aber auch kraftsparend, worüber wir im Moment sehr froh sind. Nach einem letzten kleinen Anstieg zum Kopser Stausee kommen wir wieder erst gegen Halb Neun in Galtür an. Wir finden gerade noch eine Pizzeria wo wir noch ein paar Nudeln bekommen und fallen danach total fertig ins Bett.
Tagesetappe 3: Auf zu den Eidgenossen
Galtür-Vná | 36,6 km; 1392 HM
Nach starken Zweifeln am vorherigen Abend geht es am nächsten Morgen körperlich überraschend gut und wir machen uns von Galtür auf den Weg nach Ischgl. Dort kämpfen wir uns die steilen Betonrampen nach oben und werden immer mal wieder von fröhlichen Hausfrauen auf Pedelecs überholt. Unglaublich. Nachdem der Weg aber von Asphalt auf Schotter wechselt sind wir aber wieder unter uns und können die Landschaft voll geniessen. Kurz bevor wir die Heidelberger Hütte erreichen überqueren wir die österreichisch-schweizerische Grenze. Oben auf der Hütte gönnen wir uns einen der besten Wurstsalate aller Zeiten. So gestärkt geht es weiter, die letzten 500 HM können allerdings nur schiebend zurückgelegt werden. Und dann stehen wir endlich oben auf dem Fimber Pass, dem höchsten Punkt unseres Alpencross. Von dort geht es über einen spaßigen und endlich fahrbaren Singletrail nach Vná, einem kleinen, verschlafenen, schweizer Bergdorf. Endlich klappt auch unser Zeitmanagement und wir kommen bereits um halb 6 an unserer Unterkunft an wo wir mit gutem Essen und ein paar Bier den Tag ausklingen lasse.
Tagesetappe 4: schlechter Start
Vná-Goldrain | 64,8 km; 1428 HM
Gut gestärkt gut es am nächsten Morgen von Vná über einen Singletrail nach Ramosch. Doch 20 Meter vor Ende des Trails stürze ich und falle rückwärts durch einen Baum auf eine Steinplatte. Den Rest des Tages habe ich Nacken- und Hüftschmerzen. Als Mattias anhält um nach mir zu sehen holt er sich noch einen Platten. Nachdem wir den Reifen geflickt haben und ich mich erholt habe geht es mit ca. einer Stunde Verspätung Richtung Uina Tal.
Was dann kommt ist das landschaftliche Highlight unserer Tour. Einzig der hohe Andrang und das man so gut wie nie alleine in der Uina Schlucht unterwegs ist trübt das Erlebnis etwas. Oben angekommen kehren wir in die Sesvenna Hütte ein. Von dort geht es wieder über Schotterwege ins Tal, allerdings macht die Landschaft und das italienische Wetter dieses Manko wett. Nach endlosen Wegen durch meterhohe Apfelbaumwänden kommen wir in Goldrain an. Abends genießen wir das Wetter und das italienische Essen.
Tagesetappe 5: Der Weiberhimmel wartet
Goldrain-Weiberhimmel | 25,3 km; 1884 HM
Heute geht es von Goldrain nach Latsch. Nachdem wir uns warmgefahren haben geht es hoch zur Tarscher Alm. Die erste Hälfte ist noch relativ entspannt geht es in der Sonne auf der Straße hoch zur Talstation. Von dort geht es über einen Schotterweg durch schönen italienischen Wald nach oben. Gegen Ende wird der Weg allerdings immer steiler und zum Schluss müssen wir sogar schieben. Völlig fertig kommen wir auf der Tarscher Alm an. Wir haben starke Zweifel ob wir heute über den Tarscher Pass kommen und überlegen uns Alternativen. Nachdem wir uns allerdings mit einer rießen Portion der besten Hirtenmakkaroni gestärkt haben und uns der Wirt gut zugeredet hat nehmen wir den letzten Anstieg zum Tarscher Pass in Angriff.
Dieses Letzte Stück ist auch wieder eine Schiebepassage und die letzten Höhenmeter müssen wir wieder mit den Rad am Rücke hochklettern. Die Sonne die wir noch im Tal hatten ist längst kaltem Wind und Nebel gewichen. Oben auf dem Plateau des Tarscher Passes stochern wir uns durch die Wolken. Zum Glück finden wir die Abfahrt relativ schnell. Leider ist diese wieder so verblockt, dass wir den Großteil bergab tragen müssen. Als Regen einsetzt sind wir heilfroh, dass wir gerade am Weiberhimmel vorbei kommen. Im ganzen Hotel sind neben uns nur 4 andere Biker und die Wirtin macht uns ein mehrgängiges Abendessen. Danach geht es satt ins Bett.
Tagesetappe 6: Soulriding am Rabbijoch
Weiberhimmel-Malè | 39,8 km; 1532 HM
Nach einem riesen Frühstücksbuffet geht es vom Weiberhimmel über einen kleinen Umweg nach St. Gertraud. Ein kleiner Umweg über einen Singletrail "bringt" uns zusätzliche 100 Höhenmeter ein. Wenigstens war dir Abfahrt schön flowig. Danach nehmen wir den Anstieg zum Rabbijoch in Angriff. Der ist schön gleichmäßig und relativ entspannt zu fahren. Nach einer kurzen Schiebepassage kommen wir an der Edelweiss Hütte Haselgrubersee an. Dort gibt es erstmal eine große Portion sehr gute Spagetti Bolognese. So gestärkt geht es dann über den Wanderweg 108 in das Tal. Der Singletrail ist eines der Highlights. Anspruchsvoll aber trotzdem ist alles fahrbar. Bei einer Abfolge von großen Stufen komme ich dann nicht schnell genug hinter den Sattel und ramme mir den Sattel in die Eier. Mir bleibt erstmal die Luft weg und Matthias zieht lachend an mir vorbei. Wer solche Freund hat...
Im Tal machen wir uns auf die Suche nach unserer Unterkunft in Malè. Unsere Gastgeber sind aber eher von der entspannten Seite und nicht anzutreffen. Über Handy teilen sie uns mit, dass sie noch ca. eine Stunde brauchen bis sie wieder da sind. Also erstmal in die Innenstadt und das wohlverdiente Feierabendbier genießen. Da das Italienisch von Matthias leider nicht über "una birra grande" hinausreicht müssen wir uns den ganzen Abend mit Gerstensaft zufrieden geben ;). Zurück an der Pension ist wieder niemand anzutreffen bis die Mutter der Gastgeberin auftaucht und uns in unser Zimmer lässt. Allerdings stellt sich die Kommunikation als schwierig herraus, da sie kein Wort Englisch oder Deutsch spricht und wir kein Italienisch. Trotzdem ist die Dame sehr zuvorkommend und richtet das Zimmer für uns während wir uns auf den Weg in die Stadt zum Essen machen. Nur das 1,40m Bett mit nur einer Decke trübt die Stimmung am Abend etwas ;).
Tagesetappe 7: Geschafft!
Malè-Riva del Garda | 85,7 km; 1728 HM
Nach einem Zuckerschock beim Frühstück in Malè geht es über die Passstraße hinauf nach Madonna di Campiglio. Im Regen und in Abgasen der vorbeirauschenden Autos kämpfen wir uns den Pass hoch und sind froh als wir ein Restaurant mit anständigen Preisen finden. Gewärmt und satt geht es hinunter nach Tione di Trento. Dort wird es zwar wärmer aber der Regen immer stärker. In der Zwischenzeit sind wir völlig durchnässt doch dank der warmen Temperaturen ist das kein Problem. Einzig die Sitzpolster unserer Radlerhosen zeigen immer weniger Wirkung und wir fahren immer häufiger im stehen. Der letzte Anstiege geht zum Passo Duron hoch wo wir zu begin sogar mit ein paar Rennradlern mithalten können.
Oben angekommen sind wir überglücklich und rollen Richtung Riva del Garda. Auf dem Weg kommen wir noch am wunderschönen Lago di Tenno vorbei und genießen die Aussicht. Endlich am Ziel genießen wir die Atmosphäre der Stadt und essen eine gute aber viel zu teure und kleine Lasagne. Danach geht fertig aber stolz ins Bett.
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